Da kann man sich nur aufregen

J.: Warum reg ich mich so auf?
H.: Ja, warum?
J.: Weil gelogen wurde um die Innenstadt zu sanieren.
H.: Wieso gelogen?
J.: Die Verwaltung hat seinerzeit behauptet, es wäre die letzte Möglichkeit finanzielle Mittel vom Land zu bekommen.
H.: War das falsch?
J.: Ja hast du nicht gelesen?
H.: Was?
J.: Remscheid saniert jetzt auch seine Innenstadt, für 8 Mill. €. Davon muss Remscheid 2. Mill. € selber tragen. H.: Also eine ähnliche Konstellation wie in Rade.
J.: Ja.
H.: Und.
J.: Man hätte es damals nicht anleiern müssen. Es geht heute auch noch.
H.: Wo ist das Problem? Wir sind jetzt weiter.
J.: Weiter? Ja, so gesehen.
H.: Reg dich nicht so auf.
J.: Doch. Man hätte ein Stadtentwicklungskonzept für die ganze Stadt erstellen können, um auf dieser Grundlage den Umbau der Innenstadt umzusetzen.
H.: Welche Vorteile hätte das gehabt?
J.: Einmal hätte man die Auswirkungen der demographischen Entwicklungen und der Abwanderungsbewegungen im Stadtentwicklungskonzept berücksichtigen und daraus die erforderlichen Investitionen für die Stadt ableiten können. Ferner hätte man ohne Probleme die Überfahrbarkeit des Marktes testen können. Ich bin überzeugt, der Markt sähe heute anders aus und die Stadt wäre auch belebter. Denn letztendlich hat sich die Leerstandssituation nicht verbessert. Einzig der Engpass, also die westliche Kaiserstraße, zeugt von einer gewissen Lebendigkeit in dieser Stadt. Und den wollen jetzt einige an das monotone neue Grau angleichen. Die sehen einfach nicht, welches Flair der Engpass im jetzigen Zustand hat.
H.: Also wurde viel Geld rausgeschmissen.
J.: Sicher nicht überall, aber die eingesetzten Geldmittel hätten besser gesteuert werden können. Das Stadtentwicklungskonzept wird irgendwann nach 2015 erstellt. Aber Geld steht dann nicht mehr zur Verfügung, und die im Entwicklungskonzept als wichtig erachteten Punkte sind auf lange Sicht nicht umsetzbar.
H.: Also man hat in Radevormwald das Pferd von der falsche Seite her aufgezäumt.
J.: Und alles ohne Not. Wie sagte mein Meister früher immer: Erst denken dann handeln.
H.: Mein Vater sagte immer: Herr, wirf Hirn herunter.
J.: Na denn, gute Nacht

J. und H. treffen sich.

H.: Hast lange nichts geschrieben!
J.: Ja. J.: Brauchte mal Ruhe. H.: Und nu?
J.: Drücke ich meine Verwunderung aus. 
H.: Worüber?
J.: Ja in Rade doch wohl nur über das Bauamt.
H.: Wieso?
J.: Dieses mal "So" oder "So". 
H.: Wie, so oder so. Nenn mir ein Beispiel. 
J.: Die Bebauung an der Burgstrasse  oder vielmehr die Abrisse. 
H.: Ja und. 
J.: Durch die Mitte der Burgstrasse läuft eine Grenze. 
H.: Wie, Grenze?
J.: Ja, die Grenze des denkmalgeschützten Bereiches. 
H.: Ist da nicht alles denkmalgeschützt?
J.: Ja-Nee. Der südliche Teil der Burgstrasse, der zur Stadt hin, gehört zum denkmalgeschützten sogenannten historischen Stadtkern, der nördliche Teil, zur Hohenfuhrstrasse hin, nicht. 
H.: Ja, was heißt das nun?
J.:Der nördliche Teil, also der zur Hohenfuhrstrasse hin, kann weitreichender umgestaltet werden. In Abstimmung mit dem Denkmalsamt kann auch ein modernes Gebäude errichtet werden, wie es ja auch geplant ist. 
H.: Steht dem nicht der Bebauungsplan entgegen?
J.: Irgendwie Ja. Deswegen wird jetzt ein Vorhabenbezogener Bebaungsplan erstellt, wohl auch damit es schneller geht.
H.: Wieso erstellt. Die drei Häuser sind doch schon abgerissen. 
J.: Ja, obwohl der Vorhabenbezogene Bebauungsplan noch nicht beschlossen ist!
H.: Geht das denn so ohne weiteres?
J.: Scheint so. Man will wohl einen gewissen Druck aufbauen. Der Abbruch ist schon genehmigt, wer will dem Vorhabenbezogenen Bebauungsplan jetzt noch widersprechen. Traut sich doch keiner hier.
H.: In Rade ist alles möglich, auch ein asiatisches Museum. 
J.: Jou. (J. lacht) Interessant ist ja auch, daß auf der denkmalgeschützten Seite der Burgstrasse einfach ein altes Fachwerkhaus abgerissen wird. 
H.: Wie geht das eigentlich?
J.: Ist mir auch nicht ganz klar, aber in Rade ist ja wie gesagt alles möglich. 
H.: Ja Aber. Geht das nicht etwas zu weit. 
J.: Aus meiner Sicht schon. Denn es gibt noch keine Baugenehmigung für ein neues Gebäude. Es wird also im denkmalgeschützen Stadtkern einfach ein Gebäude abgerissen, vorerst wohl für Parkplätze.
H.: Ja sach mal. Hast du noch mehr solcher Beispiele?
J.: Ja leider. Erzähl ich dir später. Muss erst mal meine Wut abreagieren. 
H.: Kann ich beim abreagieren mitmachen? 
J.: Findest du das auch unvorstellbar was hier abgeht. 
H.: Jou. 
J.: Dann los, laufen oder Holz hacken?

In der Kneipe

An der Theke stehen, Leute beobachten. Ein Genuss. Menschen fühlen sich unbeobachtet. Ich ziehe meine Kamera, wie ein Cowboy.
Handy, kann ja auch Fotos machen. 
Frau unbeobachtet, was für ein Motiv, wie Sie sich die Zigarette anzündet, in diesem Schummerlicht, hat was. 
Sieht auf dem Handy mit der begrenzten Auflösung auch noch Klasse aus. 
Aber darf ich Sie so einfach fotografieren? Eigentlich nicht.
Persönlichkeitsrecht! 
Zeige die Bilder Ihrem Gatten, findet sie toll, die Bilder, seine Frau, egal. 
Nehme mein Glas Alt und gehe zu Ihr. Habe Fotos von Ihnen gemacht. 
Hab es mir schon fast gedacht, sagt Sie. 
Zeig sie Ihr.
Sie: Löschen
Schei... 
Löschen. 
Persönlichkeitsrecht. 
Kannste nix machen. 
Löschen. 
Schade.
Persönlichkeit geht vor. 
Vieleicht sollte ich mir die Bilder auch einfach nur im Kopf behalten.
Nein, warten auf den nächsten Augenblick. 
Vorher fragen?
Dann sagt Sie vorher schon Nein. 
Oder wieder einfach nur machen.
Man nennt es auch Dilemma.