Positionen
Belebung der Innenstadt
26.07.2010 von Jürgen Wustmann
Vor ca. 2 Jahren wurde die befristete versuchsweise Öffnung des Marktplatzes für eine einspurige Befahrbarkeit, mit aus meiner Sicht fadenscheinigen Gründen, abgelehnt. Die Verantwortung für die existenzielle Frage der Einzelhändler wurde per Bürgerbefragung der Allgemeinheit zugeschoben. Ein Beispiel par excellence für die Verschiebung von Verantwortung.
Mit geringem Kostenaufwand hätte man probeweise die verkehrstechnische Teilung der Innenstadt revidieren und durch die Schaffung von Parkplätzen die leerstehenden Geschäfte für potenzielle Mieter interessanter machen können. Die Verwaltung, und hier besonders der Bürgermeister, glaubten nicht an diesen positiven Effekt der Marktöffnung.
Nun, nach 2 Jahren ist ja wohl überdeutlich erkennbar, dass die Nichtöffnung gar nichts gebracht hat. Die Leerstände in der Innenstadt nehmen weiter zu. Hätte man seinerzeit den Versuch gewagt, den Markt für 2 Jahre probeweise zu öffnen, wüsste man heute, ob durch diese Massnahme die Innenstadt wiederbelebt werden kann. So doktert man weiter rum, versucht mit Aktionen, die zwar an Wochenenden zeitweise die Stadt füllen, der Situation Herr zu werden.
Zu profitieren scheinen nur das neue Zentrum-Ost, wo man fast bis ins Geschäft fahren kann, und wahrscheinlich Bergerhof. Das Zentrum-Ost ist eine städtebauliche Fehlentscheidung, Bergerhof eine Notwendigkeit.
Wann wird den Verantwortlichen dieser Stadt endlich mal klar, dass sie handeln müssen? Schnell und unbürokratisch.
Mit weiter verstreichender Zeit wird es immer schwieriger die derzeitige Situation zu verbessern. Man wartet lieber auf nebulöse finanzielle Zusagen aus Düsseldorf und Gummersbach um die Innenstadt umzukrempeln, statt die einfachen und schnell umzusetzenden Möglichkeiten auszuschöpfen.
Lebt Rade wirklich?
Müssen erst alle Geschäfte leerstehen, bevor in Radevormwald richtig gehandelt wird?
Hier möchte ich nochmals auf mein im Jahre 2008 entwickeltes Innenstadtkonzept hinweisen.
Erläuterungen zu meiner Position.
Ich gebe zu, dass man sich auch auf den Standpunkt stellen kann, der nur für Fußgänger zugängige Marktplatz hat etwas Positives. Dann muss man sich aber auch Gedanken machen, was man mit den daraus entstehenden Leerständen machen soll. Von den paar Fußgängern kann der Einzelhandel nicht existieren. Aus meiner Sicht würde sich die jetzige Situation noch verschärfen. Ich würde dann jedem Einzelhändler empfehlen, raus aus der Innenstadt, hin zu den Zentren, die mit dem Auto angefahren werden können. Die Innenstadt würde ausbluten. Will man das wirklich? Lebt nicht eine Innenstadt von einem intakten Einzelhandel? Ein gutes Beispiel für mich ist Wuppertal-Ronsdorf. Ich kenne Ronsdorf seit ca. 35 Jahren. Schon immer ist der Markt von Autos umfahren. Die Innenstadt hat keine Fußgängerzone. Aber Leerstände finden sie dort kaum. Ich gebe auch gerne zu, dass man sich die Beispiele für den eigenen Standpunkt zurecht suchen kann. Nur von selbst löst sich das Problem in Rade nicht. Ich verweise hier nochmal auf meine Position zum Bürgermeister. Er hat die Aufgabe, die Geschicke der Stadt zu lenken. Ich habe nicht das Gefühl, dass er irgendwas lenkt, er lässt alles auf sich zukommen. Sicher eine Möglichkeit, wenn man eh nicht weiter weiß. Aber unter lenken, verstehe ich etwas anderes. Warum wird kein Stadtentwicklungskonzept ausgearbeitet? Dann könnte man auf Grundlage dessen, was man will, eine Zielvorgabe ausarbeiten. Ich/Wir wollen dieses oder jenes erreichen, dafür müssen wir folgendes tun. Aber kein Ziel, keine Wegbeschreibung. Wo soll das denn hinführen?