Positionen
Chancen vertan!
30.01.2012 von Jürgen Wustmann
Ich habe die Hoffnung aufgegeben, das hier in Rade irgendeiner in Bezug auf die Innenstadt noch etwas merkt.
Das ist in Wermelskirchen und jetzt aktuell in Remscheid, ganz anders. Dort hat der Einzelhandel erkannt wo seine Chancen zum Überleben liegen: Öffnung der Alleestrasse. Die probeweise Befahrung ist zudem noch wissenschaftlich untermauert durch die Begleitung der Uni-Wuppertal. Die Bezirksregierung in Düsseldorf gibt kein klares Votum ab. Da scheinen einige nicht zu wissen wo der Hammer hängt.
Gerangelt wird um die Rückzahlung der ehemals auf 25 Jahre bewilligten Fördergelder. So ähnlich ist die Situation in Rade auch, mit dem Unterschied, dass die Bindung über 25 Jahre 2013 erlischt. Ich glaube nicht, dass der Betrag, den man eventuell hätte zurückzahlen müssen, 1 Jahr vor dem Auslaufen noch sehr hoch gewesen wäre. Es ist schon merkwürdig, da besteht man einerseits auf Rückzahlung, hat aber andererseits kein Problem damit, Fördergelder in Millionenhöhe in eine Stadt zu investieren, die sich zum einen im Haushaltssicherungskonzept befindet und zum anderen mit diesem Geld teilweise fragwürdig umgeht. Jetzt tappt man in die nächste 25-Jahre Falle und hat auch noch den Eigenanteil der Förderung am Bein. Wie kann eine Kommunalaufsicht dem zustimmen?
Die Insolvenz von "Ihr Platz" ist das nächste Thema. Das könnte bedeuten, dass wieder eine grosse Einzelhandelsfläche um den Markt herum leer steht, weil sich an diesem Standort keiner ansiedeln wird, da es sich wirtschaftlich bei dieser Infrastruktur nicht rechnet. Das wäre dann die dritte größere Immobilie, alle unmittelbar am Markt. Infrastrukturverbesserungen wie die Marktüberfahrung sind hier verpöhnt, lieber in Schönheit untergehen. Sollen andere nach uns die Probleme lösen. Von dem finanziellen Desaster der gesamten Innenstadtumgestaltung ganz zu schweigen.
Was bleibt nun zu tun?
Da ist doch noch das Citymanagement. Was machen die eigentlich: Den Untergang mit einem Spassprogramm begleiten, Baustellenevent, verrückter Donnerstag. Gut gelaunt den Sarg zunageln. Ist das die Aufgabe des Citymanagements?
Rade verkommt zusehens zum Provinznest, einzig der Tourismus und die Altenpflege sind noch in der Lage diese Stadt am Leben zu halten, Gira und Kuhn sicher auch. Aber ist das der Sinn der Sache? Welche jungen Leute sollen sich unter diesen Bedingungen hier noch niederlassen oder nicht wegziehen?
Keine vernünftige Nahverkehrsanbindung an die Rheinschiene, dann doch lieber direkt nach Düsseldorf oder Köln/Bonn ziehen, oder noch weiter weg, z. B. nach München. Da geht die Post ab.
Es gäbe genug zu tun, um die Stadt auf Vordermann zu bringen, man muss es nur erkennen und die Chancen nutzen. Scheuklappen sind dazu da, sie abzulegen und offenen Auges die Probleme anzugehen. Eine gewisse Offenheit gegenüber ungewöhnlichen Lösungen ist auch ganz hilfreich.
Jürgen H. Wustmann