Positionen
Hauskauf, oder wie entwickeln sich Immobilien
09.02.2011 von Jürgen Wustmann
Aus meinen in letzter Zeit geführten Kundengesprächen über den Kauf und anschliessenden Umbau von Immobilien zeichnet sich für beide Seiten, den Käufer und den Verkäufer, ein Dilemma ab. Hat das Gebäude ein gewisses Alter erreicht und es ist wenig in die Substanz zum Werterhalt investiert worden, sind diese Gebäude für den Käufer eigentlich zu teuer. Sie bedürfen einer Grundsanierung. Die gesamte Haustechnik einschl. der Leitungen müssen erneuert werden. Die Gebäudehülle muss gedämmt werden, neue Fenster und, und, und. Das summiert sich zu einer Summe hoch, die einen Abriss rechtfertig um an gleicher Stelle einen Neubau zu erstellen. Strahlt das Gebäude von sich aus einen gewissen Charme aus, der durch einen Neubau nicht mehr erreichbar ist, muss überlegt werden, das Gebäude zu sanieren, denn man hat sich ja in dieses Haus verliebt. Ist das Grundstück mit seinem Baumbestand und seiner Lage das Objekt der Begierde muss sowohl über eine Sanierung oder einen Abriss und anschliessendem Neubau nachgedacht werden.
Der Verkäufer ist sich häufig über den Sanierungsstau und den daraus resultierenden Kosten nicht bewusst oder verdrängt diese und bietet sein Haus für Interessenten, die die Situation durchschauen, viel zu teuer an. Er ist auch vielleicht noch der heute nicht mehr gültigen Denke verhaftet, dass ein Gebäude mit Gewinn verkauft werden muss.
Aber auch viele Käufer sind sich über die Kosten einer nachhaltigen Gebäudesanierung nicht bewusst, kaufen ein überteuertes Gebäude um irgendwann festzustellen, dass jede Menge investiert werden muss, um z. B. von den hohen Energiekosten runterzukommen.
Ich rate aus heutiger Sicht jedem Kaufinteressenten die erforderliche Gebäudesanierung genau zu kalkulieren und dann über einen Kauf zu entscheiden. Ein Haus zu besitzen ist schön, aber es sollte auch bautechnisch möglichst besser als die derzeit gültigen Normen sein. Die Normen wie z. B. der Dämmwert werden in regelmässigen Abständen verschärft. Es ist nicht sinnvoll, 3 oder 5 Jahre nach Kauf oder Sanierung des Gebäude festzustellen, das es bautechnisch nicht mehr auf dem neusten Stand ist. Dafür ist die Investition zu hoch.
Zusammengefasst:
Es werden zu viele Gebrauchthäuser zu überhöhten Preisen angeboten.
Es gibt noch zuviele, die diese Häuser aus Unkenntnis kaufen.
Warten, ist für einen potenziellen Hauskäufer oft eine unüberwindbare Hürde (Ich will endlich ein Haus).
Ein realistisches Angebot aus den vorgenannten Gründen ist für einen Verkäufer sehr ärgerlich, aber zukünftig unvermeidbar, sonst bleibt er auf seiner Immobilie sitzen.
Der Marktautomatismus wird spätestens in 5 Jahren für eine Bereinigung auf dem hiesigen Immobilienmarkt sorgen.
Wohl dem der als Käufer warten kann und der als Hausbesitzer in seine Immobilie investiert hat.